English: Land reclamation / Español: Recuperación de tierras / Português: Recuperação de terras / Français: Récupération des terres / Italiano: Bonifica dei terreni

Landgewinnung bezeichnet im Umweltkontext die künstliche Schaffung neuen Landes, meist aus Küstengebieten, Seen oder Feuchtgebieten. Dies erfolgt durch das Auffüllen mit Materialien wie Sand oder Erde, um nutzbare Flächen für die Landwirtschaft, Bebauung oder industrielle Zwecke zu schaffen. Ziel der Landgewinnung ist es, den Nutzflächenbedarf trotz begrenzter natürlicher Landressourcen zu decken und für steigende Bevölkerungszahlen Raum zu bieten.

Allgemeine Beschreibung

Die Praxis der Landgewinnung hat eine lange Geschichte und wird besonders in dicht besiedelten und flächenarmen Regionen angewendet, um den Platzbedarf für Siedlungen, Industrie oder Landwirtschaft zu decken. Ein bekanntes Beispiel für großangelegte Landgewinnung ist das sogenannte "Polderwesen" in den Niederlanden, bei dem Küstengebiete durch Deiche trockengelegt und durch Wasserpumpen entwässert wurden, um landwirtschaftlich nutzbares Gebiet zu gewinnen. In Deutschland wird die Landgewinnung ebenfalls betrieben, vor allem entlang der Küstengebiete von Nord- und Ostsee.

Die rechtlichen Grundlagen für Landgewinnung in Deutschland sind im Wasserhaushaltsgesetz geregelt, das festlegt, dass wasserrechtliche Genehmigungen erforderlich sind, um ökologische Schäden und negative Einflüsse auf bestehende Ökosysteme zu vermeiden.

Technisch gesehen erfolgt Landgewinnung durch den Einsatz von Sand, Schlamm oder Erde, die in das betroffene Gebiet eingebracht werden. Manchmal wird auch durch Aufschüttung kleiner Inseln oder Sanddünen gearbeitet, wie etwa im Bau künstlicher Inseln. Um die Stabilität des neu geschaffenen Landes sicherzustellen, ist oft ein komplexes System von Deichen, Drainagen und Pumpen notwendig. Die so gewonnenen Flächen können für Wohnsiedlungen, Flughäfen, Häfen oder für die Landwirtschaft genutzt werden.

Die Landgewinnung bringt jedoch Herausforderungen mit sich, da durch den Eingriff in Küstengebiete und Feuchtgebiete die lokalen Ökosysteme stark verändert werden. Die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen kann zu einem Rückgang der Biodiversität führen und das Risiko von Überschwemmungen oder Erosion erhöhen.

Anwendungsbereiche

  • Städtebau und Infrastruktur: Bau neuer Wohn- und Gewerbeflächen, insbesondere in Küstenstädten mit hohem Bevölkerungsdruck.
  • Landwirtschaft: Schaffung neuer landwirtschaftlicher Nutzflächen durch Trockenlegung von Feuchtgebieten.
  • Industrie und Häfen: Erweiterung von Hafenanlagen und Schaffung neuer Industriegebiete in Küstennähe.
  • Künstliche Inseln: Bau von Inseln zu touristischen oder wirtschaftlichen Zwecken, wie etwa Palm Islands in Dubai.
  • Küstenmanagement: Schutz und Vergrößerung von Küstenlinien, um den Anstieg des Meeresspiegels zu kontrollieren.

Bekannte Beispiele

Zu den bekanntesten Projekten der Landgewinnung weltweit zählen die Polderflächen in den Niederlanden, die durch Deichbau und Trockenlegung entstanden und als landwirtschaftliche Nutzflächen und Wohngebiete genutzt werden. In Deutschland ist das Eidersperrwerk ein Beispiel für den Küstenschutz und die Sicherung neuer Nutzflächen an der Nordsee. Ein weiteres spektakuläres Beispiel ist der Bau von künstlichen Inseln in Dubai wie die Palm Islands, die durch Landgewinnung entstanden und heute als Wohn- und Tourismusgebiete genutzt werden.

Risiken und Herausforderungen

Landgewinnung bringt ökologische und umwelttechnische Risiken mit sich. Die Zerstörung natürlicher Lebensräume wie Feuchtgebiete und Mangrovenwälder kann zu einem Verlust an Biodiversität und zur Gefährdung zahlreicher Tier- und Pflanzenarten führen. Zudem steigt das Risiko von Erosion und Küstenverlust durch die Veränderung natürlicher Wasserströmungen. Der Eingriff in die Ökosysteme der Küsten kann ebenfalls zur Verschlechterung der Wasserqualität führen, was wiederum Auswirkungen auf die Fischerei und lokale Wirtschaft hat. Ein weiteres Risiko stellt der Anstieg des Meeresspiegels dar, der durch den Klimawandel verstärkt wird und die so geschaffenen Flächen bedrohen kann.

Ähnliche Begriffe

  • Landnutzungsänderung: Änderung der natürlichen Nutzung einer Landfläche, oft für Landwirtschaft oder Städtebau.
  • Eindeichung: Landgewinnung durch Trockenlegung von Küstengebieten mithilfe von Deichen.
  • Urbanisierung: Zunahme der städtischen Gebiete, die oft durch Landgewinnung unterstützt wird.
  • Polder: Durch Deichbau entstandene Landflächen, insbesondere in den Niederlanden verbreitet.

Zusammenfassung

Landgewinnung beschreibt die künstliche Schaffung von Land, meist durch Auffüllungen in Küsten- und Feuchtgebieten. Diese Technik ermöglicht die Schaffung neuer Flächen für Infrastruktur, Landwirtschaft und Industrie, bringt jedoch auch ökologische Herausforderungen mit sich, insbesondere durch die Zerstörung natürlicher Lebensräume und das Risiko von Überschwemmungen und Erosion. Ein nachhaltiger und umweltverträglicher Umgang mit Landgewinnung ist entscheidend, um den langfristigen Nutzen zu gewährleisten und Umweltschäden zu minimieren.

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