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Mikrofauna bezeichnet im Umweltkontext die Gesamtheit der mikroskopisch kleinen, tierischen Organismen, die in Böden, Sedimenten, Gewässern oder anderen Lebensräumen leben. Diese winzigen Lebewesen, zu denen unter anderem Rädertierchen, Nematoden (Fadenwürmer), Protozoen (Einzeller) und sehr kleine Arthropoden gehören, sind mit bloßem Auge nicht sichtbar. Dennoch erfüllen sie essenzielle ökologische Funktionen in nahezu allen natürlichen Systemen und gelten als unverzichtbare Akteure in globalen Stoffkreisläufen.
Allgemeine Beschreibung
Mikrofauna ist ein Teil des sogenannten Edaphons – der Gesamtheit aller im Boden lebenden Organismen – und spielt eine zentrale Rolle in der Bodenökologie. Aber auch in limnischen (Süßwasser-) und marinen Ökosystemen ist sie als Bestandteil des Planktons oder Benthos (Bodenlebewesen) unverzichtbar.
Typische Lebensräume für Mikrofauna sind:
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Humus- und Oberbodenschichten
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Moospolster und Baumrinden
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Tümpel, Pfützen, Seen und Flüsse
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Marine Sedimente und Tiefseeablagerungen
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Kompost, Fäkalien und Zersetzungsprozesse
Funktionell unterscheidet man verschiedene Gruppen innerhalb der Mikrofauna:
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Detritivore Mikrofauna: Zersetzer organischer Substanz (z. B. bestimmte Nematoden)
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Bakterivoren / Mykophagen: Fressen Bakterien oder Pilze und regulieren so deren Populationen
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Parasitische Mikrofauna: Leben auf Kosten größerer Organismen, oft als Krankheitserreger
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Filtrierende Formen: Besonders im Wasser filteraktiv (z. B. Ciliaten)
Wichtige ökologische Funktionen der Mikrofauna:
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Stoffkreisläufe: Beschleunigung von Abbauprozessen und Humusbildung
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Regulation von Mikroorganismen: Kontrolle von Bakterien- und Pilzpopulationen
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Bodenbelüftung und Strukturverbesserung: durch Bewegung im Substrat
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Indikatorfunktion: Ihre Zusammensetzung reagiert empfindlich auf Umweltveränderungen
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Teil der Nahrungskette: Dient als Nahrungsquelle für größere Boden- oder Wasserorganismen
Die Diversität und Aktivität der Mikrofauna ist eng gekoppelt an Umweltfaktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit, pH-Wert, Bodenart und Schadstoffbelastung.
Empfehlungen
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Bodenschutzmaßnahmen wie Vermeidung von Bodenverdichtung, Erosion und Überdüngung
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Förderung organischer Substanz im Boden durch Mulch, Kompost oder Zwischenfruchtanbau
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Verzicht auf Breitbandpestizide und chemische Bodenbehandlungen
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Einbeziehung mikrofaunistischer Analysen in Umweltgutachten und Bodenkartierungen
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Forschung und Monitoring zur Mikrofaunavielfalt als Teil von Biodiversitätsprogrammen
Eine besondere Rolle spielt die Mikrofauna in der Regenerativen Landwirtschaft und im Ökolandbau, wo sie gezielt gefördert wird, um Bodenfruchtbarkeit, Pflanzengesundheit und ökologische Resilienz zu stärken.
Indikatoren, Therapie und Wiederherstellung
Anzeichen gestörter mikrofaunistischer Systeme:
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Rückgang der Bodenaktivität und Verarmung des Bodens
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Verminderte Zersetzung von organischem Material
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Dominanz einzelner Gruppen, z. B. durch Pestizide oder Überdüngung
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Abnahme typischer Zeigerarten (z. B. Rädertierchen in Moosproben)
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Verschlechterung von Wasserqualität und Sedimentstruktur
Maßnahmen zur Wiederherstellung:
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Renaturierung von Böden und Gewässern mit Fokus auf mikrobielle Reaktivierung
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Anlage strukturreicher Habitate, z. B. Totholz, Moospolster, Mulchschichten
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Förderung artenreicher Vegetation, die ein stabiles Mikroklima schafft
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Vermeidung von Störungen wie mechanischer Bearbeitung in empfindlichen Habitaten
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Wissenschaftlich begleitete Rekolonisation, z. B. durch Bodeninokulate oder gezielte Ausbringung von Mikrofauna aus intakten Böden
Die Mikrofauna zeigt sich oft als erster Bioindikator, wenn ein Ökosystem gestört ist – lange bevor makroskopische Arten ausfallen. Ihr Schutz ist damit auch präventiver Naturschutz.
Verwandte Begriffe
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Edaphon
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Mikrobiom
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Detritusnetzwerk
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Bodenfruchtbarkeit
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Bioindikatoren
Zusammenfassung
Mikrofauna umfasst winzige, meist mikroskopische Tierarten, die in Böden, Sedimenten und Gewässern leben. Sie erfüllen zentrale ökologische Aufgaben wie Zersetzung, Nährstoffkreislauf und Regulation mikrobieller Systeme. Als Frühwarnsystem und Fundament funktionierender Ökosysteme ist ihr Schutz essenziell für Umwelt- und Klimaschutzstrategien. Durch nachhaltige Nutzung und gezielte Förderung lässt sich ihre Biodiversität erhalten und ihre Funktion stärken.
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