English: Gas industry / Español: Industria del gas / Português: Indústria do gás / Français: Industrie gazière / Italiano: Industria del gas

Gasindustrie bezeichnet im Umweltkontext den gesamten Sektor, der sich mit der Förderung, Verarbeitung, Speicherung, dem Transport und der Nutzung von Erdgas und anderen gasförmigen Brennstoffen beschäftigt. Dazu zählen fossiles Erdgas, Flüssigerdgas (LNG), Biogas, synthetisches Gas (SNG) und Wasserstoff. Die Gasindustrie ist ein zentraler Bestandteil der globalen Energieversorgung – gleichzeitig jedoch auch eine bedeutende Quelle von Treibhausgasen, Umweltbelastungen und geopolitischen Konflikten.

Ihre Rolle in der Energiewende und im Klimaschutz ist ambivalent und Gegenstand intensiver Diskussionen.

Allgemeine Beschreibung

Die Gasindustrie umfasst mehrere Stufen der Wertschöpfung:

  1. Exploration und Förderung: Aufspüren und Ausbeuten von Gasvorkommen (onshore, offshore)

  2. Transport: Pipelines oder Verflüssigung (LNG) für Seetransport

  3. Verarbeitung: Reinigung von Rohgas, Entfernung von CO₂, Schwefel oder Wasser

  4. Speicherung: in unterirdischen Kavernen, Tanks oder als LNG

  5. Nutzung: Strom- und Wärmeerzeugung, Industrieprozesse, Haushaltsenergie, Mobilität

Umweltrelevante Aspekte der Gasindustrie

1. Emissionen und Klimawirkung

  • Erdgas gilt als "sauberer" fossiler Brennstoff, erzeugt aber bei Verbrennung dennoch CO₂.

  • Methan (CH₄), das bei Förderung und Transport entweichen kann, ist über 80-mal klimawirksamer als CO₂ auf 20 Jahre betrachtet.

  • Leckagen ("Fugitive Emissions") in Pipelines, Kompressoren und Bohrfeldern sind schwer vollständig zu kontrollieren.

2. Landschafts- und Bodenbelastung

  • Bohrungen und Infrastruktur führen zu Zerstückelung von Lebensräumen, Bodenversiegelung und Verlust biologischer Vielfalt.

  • Fracking zur unkonventionellen Gasförderung bringt Risiken für Grundwasser, Erdbeben und toxische Rückstände mit sich.

3. Wasserverbrauch und Verschmutzung

  • Gasgewinnung benötigt große Mengen Wasser, insbesondere bei Fracking.

  • Rückflusswasser kann chemisch belastet sein und muss aufwändig aufbereitet werden.

4. Luftqualität

  • Neben Methan gelangen Stickoxide (NOx), Schwefelverbindungen und Feinstaub in die Atmosphäre.

  • Dies kann zu Ozonbildung, Atemwegserkrankungen und Umweltbelastungen führen.

5. Soziale und geopolitische Konflikte

  • Konflikte um Pipelinetrassen, Umweltrisiken in Siedlungsnähe und Abhängigkeit von Importen (z. B. Russland, Nahost)

  • Ungleichgewicht zwischen Industrieinteressen und Gemeinwohl

Empfehlungen

  • Transparente Umweltbilanzierung der gesamten Lieferkette, insbesondere Methanverluste

  • Strengere Regulierung und Überwachung von Fördermethoden wie Fracking

  • Förderung von Biogas und grünem Wasserstoff statt fossilem Erdgas

  • Einbindung der betroffenen Bevölkerung in Entscheidungsprozesse bei neuen Infrastrukturprojekten

  • Verbindliche Ausstiegspläne für fossiles Gas im Einklang mit Klimazielen

Indikatoren, Therapie und Wiederherstellung

Anzeichen negativer Umweltauswirkungen der Gasindustrie:

  • Methanmessungen mit stark erhöhten Konzentrationen in Förderregionen

  • Belastung des Grundwassers mit Fracking-Chemikalien

  • Abnahme von Artenvielfalt in Bohrgebieten

  • Zunahme klimawirksamer Emissionen trotz "Energiewende"

  • Zivilgesellschaftlicher Widerstand, Bürgerinitiativen, Gerichtsverfahren

Umweltbezogene "Therapie" und Wiederherstellung:

  • Rückbau nicht mehr genutzter Förderanlagen und Rekultivierung der Flächen

  • Einführung von strengen Emissionsgrenzwerten und Kontrollsystemen

  • Förderung von Power-to-Gas-Technologien mit erneuerbarer Energie

  • Einsatz von Methan-Monitoring-Drohnen zur Leckageortung

  • Politische Maßnahmen wie CO₂-Bepreisung, Subventionsabbau für fossile Energien

Verwandte Begriffe

  • Fossile Energie

  • Methanemission

  • Fracking

  • Energiewende

  • Gasnetz

Zusammenfassung

Gasindustrie bezeichnet die globale Infrastruktur zur Förderung und Nutzung von Erdgas und verwandten Energieträgern. Obwohl Erdgas als Brückentechnologie in der Energiewende gilt, bringt seine Nutzung erhebliche ökologische, klimatische und gesellschaftliche Risiken mit sich. Eine echte Transformation hin zu nachhaltiger Energieversorgung erfordert strikte Regulierung, Emissionskontrolle und langfristig den Ausstieg aus fossilem Gas zugunsten erneuerbarer Alternativen.

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